Im Jahr 2012 war der PCCA-West auf Einladung unseres damaligen Clubpräsidenten Dr. Josef Rosner schon einmal vier Tage im Weinviertel unterwegs. Das war einfach nur großartig (wir berichteten). Viele, die dabei waren, fragten immer mal wieder nach einer Wiederholung und die, die es verpasst hatten, umso lauter. So war es für uns eine große Freude, als Josef diese Ausfahrt heuer erneut ausgeschrieben hatte. Schnell waren alle Plätze vergeben und wir konnten bei herrlichstem Sommerwetter am 15.09.2016 Richtung Weinviertel starten.
Donnerstag, 15.09.2016
Um 7:30 Uhr starteten die Tiroler in Innsbruck und wurden bei Salzburg durch weitere Teams ergänzt, sodass wir schließlich mit 15 schönen Porsche-Fahrzeugen die Autobahn Richtung Wien entlangbrausten. Unser erstes Ziel war das Weingut Rehrl in Rossatz. Hier in der schönen Wachau, direkt an der Donau, wurden wir bereits von Josef erwartet. Bei einem Begrüßungs-Sekt und einer kalten Jause konnten wir uns nach der langen Fahrt stärken und das Roadbook studieren, das uns die nächsten vier Tage leiten sollte.
Gegen 14:00 Uhr mussten wir das gastliche Haus leider schon wieder verlassen, denn wir hatten noch ein strammes Programm für diesen Tag vor uns. Zunächst führte uns Josef über die Donau hinein ins Weinviertel. Es ging über viele kleine, landschaftlich sehr schöne Straßen quer hindurch nach Poysdorf. Hier erreichten wir unseren Stützpunkt, das Hotel Veltlin. Es blieb nur Zeit um kurz einzuchecken und das Gepäck aufs Zimmer zu bringen, denn wir mussten gleich weiter zum „Traktorwandern“. Wie auch schon 2012 durften wir mit 10 alten Traktoren, geführt durch erfahrene Mitglieder des ansässigen Clubs, die Langsamkeit entdecken. Mit ca. 15 km/h zuckelten wir durch den langsam dämmernden Abend und konnten die Natur in vollen Zügen genießen. Unterwegs machten wir Rast an einer Kellergasse, wo bereits Schmalzbrote und Wein für uns bereitet waren. Es war dann bereits dunkel, als wir wieder wohlbehalten in Poysdorf ankamen.
Trotz der unterschiedlichen Jausen, die wir schon eingenommen hatten, machte die frische Luft doch wieder hungrig und wir freuten uns auf unser Nachtmahl, das das Hotel für uns vorbereitet hatte. So ging der erste Abend mit vielen Gesprächen und gutem Wein seinem Ende entgegen.
Freitag, 16.09.2016
Am Freitag mussten wir zeitig aufstehen, denn die Abfahrt war auf 8:30 Uhr festgelegt. Das erste Ziel waren die Kolonnaden bei Valtice in Tschechien. Wir hatten die Erlaubnis erhalten, mit unseren schönen Autos die schmale Straße zu befahren und konnten so direkt vor der imposanten Kulisse parken – allerdings sehr zum Missfallen einiger Radfahrer, die uns lautstark beschimpften (das glauben wir zumindest, verstanden haben wir sie nicht).
Weiter ging die Fahrt zum Schloss Lednice, das vom 13. Jahrhundert bis 1945 im Besitz der Familie Liechtenstein war. Auch hier durften wir unsere schmucken Karossen direkt vor dem Hauptgebäude platzieren. Diesmal wurden wir von den vielen Touristen und Besuchern freundlicher aufgenommen. Viele nutzten die Gelegenheit und schossen Fotos von ihren Lieben neben einem schönen alten oder neuen Porsche. Auf uns wartete bereits ein sehr freundlicher junger Mann, der uns durch das Innere des Schlosses führte. Obwohl in den Nachkriegswirren nach 1945 viel kaputtgegangen war, erstrahlt das Schloss heute wieder in großer Pracht. Vor allem die kunstvoll ausgeführten geschnitzten Decken und die Wendeltreppe in der Bibliothek haben uns begeistert. Auch eine Besichtigung des angeschlossenen Gewächshauses mit großen Palmen und Orchideen ist sehr zu empfehlen.
Nach der unterhaltsamen Schlossführung blieb uns eine Stunde Zeit zum Erkunden der weitläufigen Anlagen und Gärten oder zum Entspannen im Schloss-Café. Dann trafen wir uns alle wieder auf der Terrasse im Restaurant am Schloss zum gemütlichen Mittagessen mit typisch tschechischer Küche - Schweinebraten mit böhmischem Knödel und Blaukraut. Gegen 14:30 brachen wir wieder auf und fuhren durch das mährische Weinbaugebiet entlang der Thayastauseen und über die Pollauer Berge zurück nach Poysdorf.
Nun hatten wir eine knappe Stunde Rast und Gelegenheit zum Aufbrezeln, denn für den Abend wollten wir uns mit der jeweils heimischen Tracht ausstaffieren. So erschienen dann viele Teilnehmer in Salzburger, Tiroler, Schweizer oder Bayrischer Tracht - die Herren in kurzen oder langen Lederhosen, und die Damen in ihren bezaubernden Dirndln. Auf dem Parkplatz wartete bereits der Bus, der uns zur benachbarten Ruine Falkenstein brachte. Hier erfuhren wir durch unsere Führerin viel über die wechselvolle Geschichte der Burg und das Leben der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten, die auch besonders mit dem Schicksal der Wiedertäufer im 16. Jahrhundert verbunden ist. Die Flüchtlingsfamilien von damals haben sich schließlich nach Amerika gerettet, wo sie heute noch an ihrer traditionellen Lebensweise festhalten. Nach der interessanten Führung brachte uns der Bus an den Fuß des Burgbergs in den Ort Falkenstein zum Weingut Stadler. Hier war für uns ein köstliches Abendessen bereitet mit vielen Spezialitäten der Region, perfekt begleitet durch den hauseigenen Wein.
Nun folgte der letzte der vielen Höhepunkte des Tages: An diesem Wochenende fand in Falkenstein das traditionelle Kellergassenfest statt – da durften wir natürlich nicht fehlen! Schon am Eingang zur Kellergasse begrüßte uns ein Stand mit hausgemachtem, leckerem Gebäck. Als ob wir den ganzen Tag gehungert hätten, fielen wir darüber her. Vor allem die herrlichen Schaumrollen hatten es uns angetan. Schon etwas beschwingt durch den hervorragenden Wein bei Stadlers brach sich nun, wie bei uns üblich, etwas Übermut und Unfug Bahn und es wurden zum Schluss noch einige „Dübel gesetzt“ (auf Details möchten wir hier aus Gründen des Anstands nicht eingehen – lasst es Euch erzählen). Von hier aus zogen wir nun in kleineren Gruppen durch den Trubel der gut besuchten Kellergasse. Jeder Keller war geöffnet, mit Sitzgelegenheiten davor und meist einem Wein- oder Schnapsausschank darinnen. Viele Feuerstellen versetzten die Gasse in romantische Stimmung. Daneben gab es Musikgruppen und traditionelle Handwerkskunst zu bestaunen. Nach vielen Verkostungen und bester Unterhaltung hatten wir Mühe, alle wieder rechtzeitig zum Bus zu bringen, der uns gegen 23:00 Uhr wieder sicher ins Hotel brachte. Wer immer noch nicht genug hatte, der konnte an der Hotelbar den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Samstag, 17.09.2016
Heute mussten wir nicht ganz so früh aufstehen, denn es stand eine kürzere Rundfahrt auf dem Programm. Statt Kultur wie am Freitag stand nun der Wein im Mittelpunkt. Zu unserer Überraschung hatten sich aber noch weitere Teilnehmer unserer Ausfahrt angeschlossen. Der neue Präsident des PCCA, Paul Danzinger, Finanzvorstand Heinz Toplak und der Chefredakteur unserer Clubzeitung, Walter Exler, waren angereist. Mit weiteren Teams, die am Freitag angekommen waren, stieg die Zahl nun auf 19 Fahrzeuge.
Zunächst machten wir in Mailberg beim Weingut Hagn Halt, wo uns ein zweites Frühstück gereicht wurde. Anschließend führte uns der Juniorchef des Hauses Josef Zens durch seinen Weingarten und erklärte uns Vieles über die Aufzucht, Pflege und Lese des Weins. Auch die Verkostung der fertigen Weine im traditionellen Weinkeller kam nicht zu kurz.
Weiter ging die Reise nach Neuruppersdorf zum Gasthaus Müller. Auf speziellen Wunsch unseres Präsidenten wurde uns in dem schönen alten Gasthof das Mittagsmenü serviert – Tafelspitz mit grüner Soße und Apfelkren an Bratkartoffeln und Spinat. Was für ein Gedicht! Wer in die Gegend kommt, sollte hier unbedingt Rast machen.
Gut gesättigt machten wir uns auf den Weg zur nächsten Station, der Weinviertler Sektmanufaktur Hugl in Stützenhofen. Der Chef erwartete uns bereits vor der Tür und freute sich sichtlich über die vielen schönen Autos vor seinem Haus. Zunächst führte er uns in seinen Sektkeller, wo viele tausend Sektflaschen auf Rüttelbrettern die Wände füllten. Hier erläuterte er uns die althergebrachte Champagnermethode, nach der auch heute noch sein Sekt erzeugt wird. Zurück in seinem gemütlichen Gastgarten wurden wir von ihm und seiner reizenden Tochter Rebecca bewirtet. Bis zu sechs unterschiedliche Sekte konnten wir verkosten. Dazu wurden uns Gebäckspezialitäten gereicht, die ein Sohn des Hauses als Bäckermeister für uns bereitet hatte. Der Rest der Familie war leider geschäftlich unterwegs – Frau und der zweite Sohn waren auf einer Weinmesse in Wien und die zweite Tochter Christina, diesjährige Weinkönigin von Niederösterreich, hatte Pflichten in Kitzbühl zu erfüllen. Sie hatten dem Hausherrn aufgetragen, doch bitte ein Erinnerungsfoto mit der Porschegemeinde zu machen, und so platzierten wir die beiden 356er dekorativ vor dem Haus und posierten alle für das Familienfoto.
Gerne wären wir noch etwas geblieben, aber der Zeitplan war ohnehin schon etwas überschritten. So fuhren wir beschwingt zurück nach Poysdorf, um die Autos für heute abzustellen. Zu Fuß liefen wir hinunter ins Dorf zum „Vino Versum“. Das ist eine Mischung aus Weinmarkt, in dem alle heimischen Winzer ihre Produkte verkaufen können, und einem Museum rings ums Thema Wein. Auch hier wurden wir zunächst zu einer kurzen Verkostung geladen. In zwei Gruppen geteilt führten uns kundige Mitarbeiter dann durch verschiedene Abteilungen des Museums, das im Außenbereich auch komplette Weinkeller unterschiedlicher Epochen zeigt und eine einzigartige Sammlung an Weinpressen beherbergt.
Zur letzten Führung des Tages erwartete uns dann Max Riegelhofer im ehemaligen Klosterkeller, der jetzt die „Schlumberger Sektwelt“ beherbergt. Angereichert mit vielen Anekdoten schilderte uns der Chef des Hauses die Geschichte des Champagners und des Sekts. Im ersten Stock bekamen wir dann kurze Videos über die Sekterzeugung zu sehen, um dann noch einen Stock höher zu steigen. Hier wurde die besondere Sammelleidenschaft von Herrn Riegelhofer offensichtlich: der ganze Dachboden ist angefüllt mit Regalen und Glasschränken, in denen an die 300 Sektkühler aller Epochen und Materialien zu bestaunen sind. Dazwischen finden sich auch eine Vielzahl von Sektgläsern, -flöten und -schalen aus aller Herren Länder. Das Highlight ist aber sicherlich das einzigartige größte Sektglas der Welt, das auch unseren längsten Teilnehmer noch überragte. Auch hier wurde zum Schluss der Führung ein feines Produkt des Hauses zur Verkostung angeboten.
Draußen war es bereits dunkel geworden, als das Dröhnen von alten Traktoren unsere Weiterfahrt ankündigte. Auf zwei offenen Wagen wurden wir zum Heurigen im Weingut Hugl-Wimmer chauffiert. Die junge Familie begrüßte uns herzlich mit einem „Poysdorfer Saurüssel“ aus eigener Produktion. Vater Martin zeigte uns nun seinen modernen Betrieb, der erst 2014 fertiggestellt wurde. Unterstützt von modernster Computertechnologie wird hier beste Qualität erzeugt, wie wir anschließend bei der Weinprobe erfahren konnten. Die dazu passende und reichhaltige Brotzeit war von unserem Hotel geliefert worden und so verbrachten wir einen wunderbaren und ausgelassenen Abend bei der netten Familie Hugl. Irgendwann nach 23:00 Uhr brachten die beiden Traktorgespanne eine sehr gut gelaunte Gesellschaft wieder ins Hotel zurück.
Sonntag, 18.09.2016
Leider schon wieder Abreisetag – wo ist nur die Zeit geblieben? Aber so ganz zu Ende war unsere grandiose Ausfahrt durchs Weinviertel noch nicht. Nachdem alles gepackt und die Zimmer bezahlt waren, geleitete uns Josef wieder auf kleinen Landstraßen quer durch das schöne Waldviertel bis nach Krems zum Landesweingut. Im Weinkompetenzzentrum der Weinbauschule führte uns der dortige Kellermeister Rudolf Völker durch die Versuchs- und Lehrlabore, wobei wir viele interessante Details zur Ausbildung und Forschung erfuhren. Hier wird nicht nur der traditionelle Weinbau gelehrt, sondern auch das dazugehörige Marketing. In der Forschung beschäftigt man sich mit neuen Kellertechniken, wie z.B. Granitbehältern zur Weingärung und in der Mikrovinifizierung mit den Auswirkungen verschiedener Hefen und Verarbeitungsverfahren.
Zum Abschluss der Führung und gleichzeitig auch dieses wunderbaren verlängerten Wochenendes bekamen wir von den Mitarbeitern ein köstliches Mittagessen serviert. Fisch- und Fleischgerichte vom Grill mit köstlichen Salaten bildeten den Rahmen für die exklusiven Weine, die uns der Kellermeister kredenzte.
Sehr reich beschenkt mit vielen neuen Eindrücken, erlesenen Geschmackserlebnissen und detailliertem Wissen über Wein während der letzten vier Tage mussten wir dann aber doch leider Abschied nehmen vom Weinviertel. Ein ganz besonderer Dank gilt unserem Lieblingspräsidenten Dr. Josef Rosner, der das reichhaltige Programm perfekt ausgearbeitet und uns die letzten Tage mit viel Begeisterung durch seine schöne Heimat geführt hatte.
Hiu
Weiterführende Links:
Weingut Rehrl, Rossatz
Hotel Veltlin, Poysdorf
Traktorwandern, Poysdorf
Reisten-Kolonnaden bei Valtice
Schloss Lednice
Burgruine Falkenstein
Weingut Stadler, Falkenstein
Kellergassenfest Falkenstein
Weingut Hagn, Mailberg
Weingut Josef Zens, Mailberg
Gasthaus Müller, Neuruppersdorf
Weinviertler Sektmanufaktur Hugl, Stützenhofen
Niederösterreichische Weinkönigin Christina I.
Vino Versum, Poysdorf
Schlumberger Sektwelt, Max Riegelhofer, Poysdorf
Weingut Hugl-Wimmer, Poysdorf
Weinkompetenzzentrum und Weinbauschule Krems