Skip to main content

Saisonfinale. Wird es Schnee geben – oder ein „goldenes“ Oktoberwochenende mit milden Temperaturen und Sonnenschein? Diese Frage beschäftigte so manchen Fahrer, als er die Ausschreibung für die letzte Veranstaltung in 2003 in Händen hielt. Aber nachdem in einigen Klassen die Jahreswertung noch offen war, konnte sich der PC Wien als Veranstalter noch einmal über ein qualitativ wie quantitativ erstklassiges Starterfeld freuen. Abgesehen davon ist „Brno“ eine Stadt, die dem Besucher mehr zu bieten hat als eine Rennstrecke der Extraklasse! Umgeben von bewaldeten Hügeln im gelb-braunen Herbst-look kam hier und da der Wunsch auf, Land und Leute noch einmal ganz in Ruhe kennen zu lernen.

Aber dieses Wochenende gehörte den Fahrern, Schraubern und Fans des AlpenPokal. Und mehr als 50 Starter nutzten diese letzte Gelegenheit zum Vergleich mit den Konkurrenten, zum Aufbessern des Punktekontos – oder einfach, um ein nettes Wochenende mit Freunden zu verbringen!

Bereits am Freitag stand die Strecke zur Verfügung, und nachdem – ähnlich wie in Dijon - auch in Brünn eine ordentliche Berg- und Talfahrt mit teilweise uneinsehbaren Kurven geboten wird, nutzten bereits viele Fahrer diesen Tag, um sich Strecke und Anbremspunkte einzuprägen. Die gemeinsame Abendveranstaltung im Hotel Myslivna (hervorragende Wahl vom PC Wien!) war bestens besucht und spiegelte die gute Stimmung unter den Fahrern wieder, die auch am darauf folgenden Tag auf der Strecke stets zu spüren war.

Los ging’s auf bzw. neben der Strecke um 8:45 mit der Fahrerbesprechung. Die Sonne machte sich zwar gerade auf ihren Weg über den wolkenlosen Himmel, aber die Quecksilbersäule klammerte sich beharrlich an die 0-Grad Markierung. Entsprechend vermummt waren die Gestalten, denen Rennleiter Joe bei seiner für 2003 letzten „Kultveranstaltung“ Fahrerbesprechung gegenüber stand. Eigentlich waren ja alle in Gedanken eh‘ schon auf dem Kurs. Kein Wunder...

Wie gewohnt beginnt der Renntag mit dem Freien Fahren, aufgeteilt in SuperSport und Slicks bzw. ClubSport und PC Fahrtraining. Wobei natürlich der geschätzte Leser nicht denken sollte, dass die ClubSportler langsamer fahren als die anderen. Nein, nur gleichmäßiger – und der „speed“ steht nicht im Vordergrund, was zu einer rücksichtsvolleren Fahrweise führt. So schafft es der eine oder andere „Fahrschüler“ schon mal, eine Runde lang an einem ClubSportler dran zu bleiben – aber die Ausdauer macht’s, sowohl körperlich als auch mental. Und das ist eben die Stärke der erfahrenen Starter. Trotzdem waren die „trainees“ keineswegs langsam unterwegs!

Ab 11 Uhr ging’s dann aber wirklich allmählich „zur Sache“, denn im Qualifying bestimmen die Slickfahrer den Startplatz für den ersten Wertungslauf. Im Gegensatz zur Luft (3 Grad) war der Streckenbelag mit 14 Grad fast schon kuschelig warm, aber die ultimative Haftung wollten die Reifen halt doch nicht übernehmen (wie zweideutig...)! Vielleicht auch deshalb kreiselte „Big Mac“ Michael Zitzmann kurz nach Trainingsbeginn von der Strecke. Seine schnelle Reaktion und die 4 blockierenden Räder verhinderten jedoch einen harten Einschlag in der Leitplanke, so dass er lediglich mit einer gerissenen Stoßstange und aus eigener Kraft wieder auf Kurs Süd-SüdWest gehen konnte! Völlig unberührt davon arbeiteten sich übrigens die Golfer (ja, richtig gelesen!) von Loch zu Loch vor. Inmitten des Rennkurses sind nämlich ein Golfkurs und sogar eine Schießanlage untergebracht!

Das Qualifying konnte schließlich Alfred Renauer für sich entscheiden, vor Jörg Peham und Dominik Neumeyr. Insider meinten ja, dass genau deshalb der „Dominator“ Neumeyr seinen Teamkollegen Renauer anreisen ließ. Denn bei einem Sieg von Jörg Peham hätten sich die Chancen auf die Jahreswertung ebenfalls zu dessen Gunsten verschoben...

Ganz gleichmäßig sollten anschließend die Herren aus der Abteilung SuperSport ihre Runden abspulen, was bei 25 Fahrzeugen auf der Strecke nicht immer möglich ist. Während die einen auf „immer voll fahren“ schwören, weil man halt damit im Idealfall ständig gleichmäßig schnell am Limit unterwegs ist, sind andere lieber etwas langsamer unterwegs – um noch Reserven bei Fahrfehlern oder schwierigen Überholmanövern zu haben. Egal, erstaunlich ist immer wieder die Bandbreite der gefahrenen Zeiten! Von 2:23,133 bis 2:45,920 reichen die Referenzrundenzeiten! Zum Abschluss der Saison gelang Günter Brenner vom PC Isartal außerdem noch etwas ganz Besonderes, nämlich ein Dreher in der Referenzrunde. Um Schwindelattacken bzw. ein Schleudertrauma zu vermeiden verzichtete er in den weiteren Runden auf den „obligatorischen“ Dreher und fuhr stattdessen mit 7,085 Sekunden Differenz zu seiner Referenzzeit auf den 8. und letzten Platz!

Kurz nach zwölf wurde es auch für die ClubSportler zum ersten Mal ernst. 10 Runden, die zweite als Referenzrunde – und los! Hier bekommt der Zuschauer noch einen Überblick über die große Produktvielfalt bei Porsche: Boxter, Speedster, 964 als Cup und RS, 993, 996, Turbo, Biturbo – und ein 924er, der zwar nicht der Schnellste, aber sicher der Lauteste war...

Besonders spannend war der Zweikampf zwischen Gerald Hegenbart vom PC Wien und Ulrich Ritzer vom PC Tirol. Während nämlich der Tiroler von Anfang an sehr konstante Zeiten um 2:24 fuhr, war die Referenzrunde von Hegenbart mit 2:41,131 „deutlich“ langsamer als die erste, und auch die Runden 3 und 4 absolvierte er je ca. 1 Sekunde (was ist das schon?!...) schneller. Unglaublich, aber wahr: in der Gesamtwertung schaffte Gerald Hegenbart mit 2 Tausendstel (!) Vorsprung trotzdem noch den Sieg im ersten Lauf vor Ulrich Ritzer (0,36 Sekunden Differenz)! Leichter hatte es da schon Holger Golüge in der Klasse 9: er musste sich nur gegen Richard Kieber durchsetzen (der seinen ersten „turn“ mit 1,163 Sekunden etwas in den Sand setzte) und gewann die Tageswertung.

Nach der Mittagspause erwartete die Zuschauer bei inzwischen unglaublichen 8 Grad Lufttemperatur die erste Sprintprüfung in der Slick-Klasse. Bis auf die beiden „964-Puristen“ Michael Bubla und Heiner Wackerbauer sind in dieser Clique nur noch 993er und 996er - die meisten in Cup-Version - unterwegs. Das macht’s dem Zuschauer natürlich etwas einfacher die Übersicht zu bewahren, denn die Reihenfolge entspricht genau der Wertung. Aber da der AlpenPokal auch von der „Artenvielfalt“ lebt, sind im nächsten Jahr hoffentlich die anderen Klassen wieder besser besucht! Zu allem Überfluss touchierte Heiner Wackerbauer auch noch die Leitplanke (zu früh vollen Schub gegeben...), und beendete den ersten Lauf schon nach 5 Runden. In Lauf zwei war er aber wieder mit von der Partie!

Andere Fahrer verschätzen sich mit ihrem Spritverbrauch und „blubbern“ mit den letzten Tropfen in die Boxengasse zum Nachtanken unter Gefechtsbedingungen, wie diesmal Dominik Neumeyr. Gerade mal Platz 7 im ersten Lauf war das Resultat, wogegen Konkurrent Jörg Peham einen ungefährdeten Platz zwei hinter Alfred Renauer belegte.

Nach der Gleichmäßigkeit waren jetzt die SuperSportler mit ihrem Geschwindigkeitsbewerb dran. Aber vorher mussten im Qualifying die Startplätze ausgefahren werden. 25 Fahrzeuge der Klassen 2 bis 6 (!) gingen auf die Jagd nach der schnellsten Zeit, die den besten Startplatz markiert. Heinz Weissenbacher vom PC Berchtesgaden holte sich die „pole“ knapp vor Walter Rieder und Ralph Haug. Im 2. Rennen kamen dann einige Fahrer nicht in die Wertung. So gab z.B. die Kupplung in der Familienkutsche von Verena und Dieter Jendrzejzyk – ganz passend zum Saisonende – endgültig ihren Geist auf, obwohl sogar Verena zwecks Materialschonung auf ihren Start verzichtet hatte! Auch Fritz Böhler vom PC Wien war nicht mehr dabei, denn nur mit dem 5.Gang ist man nicht wirklich konkurrenzfähig – aber mehr Wahlmöglichkeiten ließ ihm sein Getriebe nicht mehr! Keine technischen Probleme hatte dagegen Christian Neunemann vom PC Berchtesgaden. Stattdessen ist er mit seinem „Schätzchen“ als Einzelkämpfer in der Klasse 3 unterwegs und wird deswegen mit der Klasse 4 gewertet, wo er ziemlich chancenlos auf den letzten Platz fuhr. Ähnlich geht’s Michael Bubla und Heiner Wackerbauer bei den Slick-Fahrern. Nur jeweils 1 Starter in der Klasse bedeutet Wertung in der nächsthöheren Klasse! Da sind dann der Idealismus und die Freude am Motorsport gefordert – und davon scheinen beide ziemlich viel zu haben!!! An der Spitze machten die Herren Renauer, Neumeyr und Peham das Rennen unter sich aus. Schon der Viertplatzierte, Stefan Madaus vom PC Vierseenland, (der im ersten Lauf nach einem hervorragenden Start ziemlich schnell im Kiesbett landete, was ihn ganz schön ärgerte...) hatte am Wertungsende fast 30 Sekunden Rückstand.

Schweren Herzens startete Rennleiter Joe kurz vor 5 die letzte Wertungsprüfung der Saison 2003, und zwar die 2. Gleichmäßigkeitsprüfung der ClubSportler. Noch waren nicht alle Wertungen in den einzelnen Klassen entschieden, und deshalb gingen alle Teilnehmer mit dem gleichen Ehrgeiz an den Start wie zu Beginn der Saison. Eine richtig „geschmeidige“ Referenzrunde legte Ulrich Ritzer mit seinem 993 RS auf den Belag: nach gerade mal 2:25,016 Minuten blieb die Uhr stehen – und nach 10 Runden betrug seine durchschnittliche Abweichung nur 0,063 Sekunden! Damit sicherte er sich auch den Tagessieg in der Klasse 8, vor Klaus Eberhard (der außerdem noch als „pace-car“ fungierte) und Gerald Hegenbart (beide vom PC Wien).

Tja, und schon ist die AlpenPokal-Saison 2003 zu Ende. Herrlicher Motorsport, tolle Rennstrecken und nette Leute – ihr werdet mir fehlen! Allen Fahrerinnen und Fahrern ein ganz dickes Lob für die gezeigten Leistungen (und die Mitfahrgelegenheiten...), und spätestens zur Jahresabschlussfeier, die traditionsgemäß erst im Januar nächsten Jahres stattfindet, freue ich mich auf ein Wiedersehen mit euch!

Bis dahin Alles Gute und immer genug Gummi auf der Felge...

Euer Zuffi!

Um die hierzugehörenden Ergebnisse anschauen zu können, bitte hier klicken.