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Rundum gelungen

Am kleinen Marktplatz in Rehren drehen sich alle Vorbeifahrenden um: Zehn Porsche 356 parken nebeneinander in einer bunten Reihe, ein willkommener Blickfang in dem trüben morgendlichen Nassgrau. Der Porscheclub "Porsche 356 Club Deutschland e.V." ist bereit für den Start zur Ausfahrt durch das Weserbergland und zum Steinhuder Meer, eine Route, die unser Clubmitglied Klaus Breitenbach ausgearbeitet hat. Der sonst so grandiose Blick von dort oben bleibt uns vorenthalten, aber feine Nuancierungen im Grau der tief ziehenden Wolken lassen auf Wetterbesserung hoffen. Auf dem Rückweg von der Burg kann man dann schön die schön geschwungenen Weserbögen erkennen. Als wir über Großenwieden nach Hessisch Oldendorf einfahren, ist das Wetter fast heiter. Eine passende Einstimmung für den ersten Höhepunkt unserer Ausfahrt:

Schon kurz nach dem Treffen in Rehren und dem anschließendem Frühstück (auf der Paschenburg) erreichte uns der erste Höhepunkt der Ausfahrt: Nämlich ein Besuch der privaten Sammlung unseres Clubmitglieds Traugott Grundmann. Es handelt sich dabei um kein Museum sondern um eine private zeitgeschichtliche Sammlung, in der seltene Fahrzeuge mit zeitgeschichtlichen Assessoires zu finden sind.

Der Beginn der Sammlung, auch im eigentlichen Sinn des Wortes, ist der Lloyd, den Herr Grundmann in der 11. Klasse gefahren hat. Der Opel aus der 12. Klasse und der VW aus der 13. Klasse gesellen sich dazu.

Natürlich stehen dort auch Porsche wie der erste Porsche 1500, Baujahr 1952, oder ein sehr seltener Porsche 912 Soft-Targa. Die Krönung dabei ist allerdings das Dannhauer Cabrio, Baujahr 1954, von denen weltweit nur noch 21 Stück existieren.

Zu der Sammlung gehören aber auch ein Goliath und verschieden VW-Busse. Von den ersten Vorserien-Prototypen des VW-Käfers, den Typ 30, die insgesamt auf Anweisung Hitlers zerstört wurden, gibt es auf der Welt keine Teile mehr, bis auf das eine Fahrgestell, das in der Sammlung Grundmann zu finden ist.

Selbstverständlich fehlt in diesem Museum auch nicht eine kleine DDR-Sammlung mit Sonderkonstruktionen.

Einer der ersten und ganz seltenen VW-Käfer Allrad, Kommandeurswagen, ist ebenfalls dort zu finden. Von dem ursprünglichen KDF-Wagen wurden 1.000 Stück gebaut, davon existieren weltweit noch 50, davon 10 in ziviler Ausführung. Eine der komplettesten und ältesten Wagen ist auch in dieser Sammlung zu finden. Ich meine, es ist der originalste "Altkäfer". Beim Gang durch die Sammlung kommt man sicherlich auf den zutreffenden Gedanken, dass die Autostadt hier gedankliche Anleihen genommen hat.

Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich um eine der exklusivsten VW-Sammlungen der Welt, in der mehr historische Originalteile gezeigt werden als in der Autostadt selbst.

Die Sammlung glänzt durch den liebevollen Aufbau und das immer wieder zu erkennende Ziel, nicht nur die Fahrzeuge auszustellen, sondern auch zeitgemäße Originalität im Umfeld mit herzustellen. Die Führung mit Herrn Grundmann glänzte durch persönliches Engagement und emotionaler Anteilnahme.

Tief beeindruckt steigen alle ein zur Weiterfahrt. Wie flinke bunte Käfer, so sieht die kleine Kolonne unserer Fahrzeuge aus, als sie die Straßen entlang flitzt, durch beschauliche Orte und auch über Strecken, in deren zahlreichen Kurven jeder sein fahrerisches Geschick beweisen kann. Ein Teil dieses Abschnittes ist nicht ohne Grund auch in dem neuen Werbefilm der Firma Porsche zu sehen. Wir steuern jetzt Schloss Schwöbber an und genießen das Ambiente nicht nur des Venezianischen Saales, in dem uns das Mittagessen serviert wird, sondern auch das des ganzen neu restaurierten Gebäudekomplexes mit seinem schönen Park. Hier fand im Mai/Juni die Vorstellung der Porsche-Modelle 2004 statt.

Bei der Weiterfahrt erreichen wir dann bei Goldbeck den höchsten Punkt des Kreises Schaumburg und haben bei klarer Sicht einen grandiosen Panoramablick über das Lipper- und Weserbergland. Ein paar Kilometer weiter scheint es, als habe sich die kleine Ortschaft Wennenkamp auf unser Kommen vorbereitet: Die Menschen stehen auf der Straße, es nähert sich ein Umzug, man hört Musik. Doch das gilt nicht uns, sondern gehört zum Erntedankfest, das gerade gefeiert wird. Wir kriegen bei der Durchfahrt herzlichen Applaus.

Nach einigen hundert Metern öffnet sich das Wesertal mit einem wunderschönen Blick bis zur Porta Westfalica und über die Höhenzüge des Wiehengebirges. Bei Großenwieden überqueren wir die Weser per Fähre. Nach gelungener "Kreuzfahrt" geht es weiter über eine ehemalige Bergrennstrecke und durch den Schaumburger Wald nach Wiedensahl. Vor dem Wilhelm-Busch-Museum machen wir noch eine kleine Rast und nehmen dann Kurs auf das Steinhuder Meer. Als wir dort eintreffen, scheint die Sonne, das Wasser schimmert blau vor uns, ein Anblick, so schön und so perfekt wir auf einer Ansichtskarte.

Auf dem für uns reservierten Parkplatz direkt am Ufer ziehen die Autos wieder viele bewundernde Blicke auf sich. Wir sitzen draußen auf der Terrasse und lassen gut gelaunt bei Kaffee und Kuchen noch einmal die vielen Eindrücke des Tages Revue passieren. Es herrscht Einigkeit: Das war eine rundum gelungene Unternehmung.